Die Farbe ist verblasst. Kunstwerke teilweise durch jahrelangen Schmutz verdeckt. Der verfallene Fensterputzer Duesseldorf-Hochhausturm war Gegenstand neugieriger Blicke und Geflüster von Passanten, die vorbeieilten. Sogar Tauben, so hieß es, mieden die Fensterbänke. Wem gehörte es heute? Niemand schien es genau zu wissen.
An einem trüben Dienstagmorgen hielt ein Lastwagen. Ein zerlumpt aussehender Reinigungsmann sprang heraus, seine Stiefel quietschten und sein Halstuch verdrehte sich. Die Mannschaft fehlte. Ein paar Eimer, ein abgenutzter Hochdruckreiniger und auch kein großes Logo. Die Menschen in der Stadt beobachteten verwirrt hinter Vorhängen oder den im Café gegenüber ausgebreiteten Zeitungen.
Der Morgen war so ungewiss wie jeder andere Frühling in Düsseldorf. Während er nach dem Regen aufräumte, legte sich der Mann ein Seil über die Schulter und kletterte auf ein wackeliges Gerüst. Trotz allem begann er zu sprühen. Wände wurden von milchigem Wasser abgeschliffen. Die Überreste längst verschwundener Graffiti waren verschwunden. Stück für Stück zeigte der verwitterte Sandstein sein Alter. Putzen fühlte sich an wie eine Operation.
„Deutschlands schnellster Künstler“ war ein Running Gag unter den Nachbarn. Bequem von seinem Fahrrad aus fragte einer: „Ist das ein Zauberstab in dem Eimer?“ Das Hausmädchen lächelte. „Dein einziger Geist hier bin ich, mein Freund“, rief er erneut.
Zu sehen, wie ein längst vergessener Ort seinen Glanz zurückerlangt, ist ein elektrisierendes Erlebnis. Autofahrer bremsten ab, als sie den Übergang von einem rußigen Grau zu einer honiggoldenen Oberfläche sahen. Das Gebäude wirkte nach langer Zeit gut gepflegt. Schüler blieben stehen, um Fotos zu machen. Eine Frau im sechsten Stock hatte am Donnerstag ihre Rollläden weit geöffnet. Als hätte sie plötzlich ihre Perspektive wiedergefunden, begann sie Passanten zuzuwinken.
Manche hartnäckigen Flecken wollten einfach nicht verschwinden. Spoiler-Alarm: Sommersprossen sind ein häufiges Merkmal von Prominenten. Das Zimmermädchen schrubbte vorsichtig den Stein und summte dabei eine Melodie, die der Wind verweht hatte. Er und ein Kind unterhielten sich über die Geschichten, die ältere Gebäude erzählen. Am Freitagnachmittag schien der Ort zu sprechen, als die Sonnenstrahlen die frisch verlegte Oberfläche erhellten.
Vielleicht ist es verlockend, Schmutz einfach als Schmutz zu betrachten. Als Beweis dafür, dass etwas abgenutzt ist, zum Beispiel. Selbst wenn es niemandem auffällt, können ein wenig Humor, harte Arbeit und Fleiß eine einst verlorene Schönheit zum Vorschein bringen, wie Ihnen jeder kompetente Reinigungskraft bestätigen kann. Sie sollten den Hut ziehen, wenn Sie das nächste Mal an diesem unheimlich schönen Gebäude in der Immermannstraße vorbeigehen. Was sich unter der Oberfläche verbirgt, ist immer ein Mysterium.